Die Fortsetzungsgeschichte ohne erkennbares Ende
Wie ich in Sotogrande ein Café eröffnete.
Heute Morgen bin ich aufgewacht und besaß plötzlich ein Café in Sotogrande. Ich hatte nichts dergleichen geplant, schon gar nicht hier, wo die Palmen manchmal so aussehen, als hätten sie zu viel Selbstbewusstsein. Aber offenbar reicht es, sehnsüchtig zu sagen: "Ich brauche einen ordentlichen Kaffeehaustisch zum Arbeiten", und das Universum antwortet.
Das Lokal heißt Café Brisa Inconclusa, weil der Wind immer etwas mitnimmt: Servietten, Gedanken, gelegentlich Handlungsstränge.
Die Einrichtung ist schlicht:
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Marmortische, die so tun, als wären sie seit 1926 hier, obwohl sie erst gestern vom Baumarkt in Algeciras kamen.
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Drei Stühle, die behaupten, sie seien unbezahlbare "Vintage-Stücke", tatsächlich aber aus einem chinesischen Online-Shop stammen (der nur bei Vollmond existiert).
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Ein einziger Ventilator, der ausschließlich romantische Irritation erzeugt und nie kühlt.
Ich arbeite hier in ehrwürdiger Kaffeehaustradition: Rücken gerade, Notizen chaotisch, Blick ins diffuse Irgendwo gerichtet, in dem Geschichten entstehen, obwohl niemand sie bestellt hat.
Die Karte ist andalusisch-minimalistisch:
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Café solo mit existenziellem Nachgeschmack
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Tortilla fragmentada, weil sie nie im Ganzen ankommt
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Pan con metafísica, nur samstags
Die Gäste sind Figuren, die ich zu Ende schreiben wollte, die aber beschlossen haben, sich im Süden neu zu formieren:
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Milena (aus meinem Roman Nebelbrücke) sitzt auf der Terrasse und behauptet, Nebel sei auch in Andalusien möglich, wenn man nur stark genug zweifelt.
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Heinrich aus Borovo (aus meinem Roman Eine Ziege, ein Dorf und kein Internet) versucht, im Tagebuch über 1944 zu schreiben, wird aber ständig von einem Kellner unterbrochen, der ihm sardinas fritas empfiehlt.
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Eine traurige Serviette (aus einem nichtexistierenden Manuskript) glaubt, sie sei Protagonistin und verlangt ein eigenes Kapitel.
Es gibt auch ein älteres britisches Ehepaar, das eigentlich nur vorbeikam, um zu fragen, ob man hier decaf almond flat white bekommt. Ich sagte nein.
Am Nachmittag entscheidet das Café, sich selbstständig zu machen. Es reicht eine Gewerbeanmeldung ein und setzt mich als Inventarposten "Autorin, zuständig für semantische Verstrickungen (unbefristet)" auf die Lohnliste. Ich protestiere schwach, werde aber mit einem kostenlosen Café con leche ruhiggestellt.
Öffnungszeiten:
9:00–18:00 oder bis der Wind das WiFi mitnimmt, je nachdem, was zuerst passiert.